quarta-feira, março 19, 2008

In Peking geht’s nur noch um eine Dreingabe

Ist noch dabei, ihren Erfolg zu realisieren
und Olympia ins Blickfeld zu nehmen:
Michaela Baschin (rechts).
Foto: F. Scherf
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In Peking geht’s nur noch um eine Dreingabe


So richtig realisiert hat sie es noch nicht. „Ich bin gerade noch dabei“, berichtet Michaela Baschin. Als erster Backnanger Sportlerin gelang ihr die Qualifikation für Olympische Spiele. Wie viele andere Menschen kommt die TSGJudoka im August damit mächtig ins Schwitzen. Die einen im Urlaub in Spanien, Italien oder sonst wo am Strand. Baschin eben in Peking beim Kampf um Medaillen in der Klasse bis 48 Kilogramm.


VON UWE FLEGEL


Noch ist die Kleinaspacherin nicht offiziell für das Olympiateam nominiert. Das ist aber nur Formsache. Denn Baschin hat das Ticket des Judo-Weltverbandes in der Tasche. Und sie unterlag hierzulande nicht nur seit Jahren keiner Kontrahentin mehr, sondern hat auch als einzige Deutsche in ihrer Kategorie die Qualifikationsnorm des Nationalen Olympischen Komitees erfüllt. So erkämpfte sich die Studentin in sechs Weltcups in Folge einen Platz auf dem Podest. Selbst von den Super-A-Turnieren in Paris und in Hamburg brachte die Leichtgewichtlerin Bronze mit nach Hause. Dort war sie in den vergangenen Monaten jedoch nicht gerade sehr oft anzutreffen. Die vielfache BKZ-Sportlerin des Jahres ist eine Weltreisende in Sachen Judosport: „Jetzt haben wir gerade mal Mitte März, und ich war dieses Jahr schon in sechs Ländern.


“Baschins Hobby Judo ist derzeit praktisch ihr Beruf, der aber nicht gerade üppig entlohnt wird. Organisationen wie die Deutsche Sporthilfe und die Sportregion Stuttgart leisten wenigstens etwas Unterstützung. Ohne eigenes finanzielles Zutun geht es dennoch nicht. Dabei verbringt die Bundesligakämpferin der TSG pro Woche rund 25 Stunden mit Coach Wolf-Rüdiger Schulz am Landesstützpunkt in Sindelfingen im Kraftraum und in der Trainingshalle. Für den Traum von Olympia hat die dreimalige Deutsche Meisterin vieles, ja fast alles, hintenan gestellt. Statt Sport und Deutsch auf Lehramt zu studieren, konzentriert sie sich vollständig auf ihren Sport: „Ich habe zwei Urlaubssemester eingelegt.


“Nur Judo, das geht für die Kleinaspacherin allerdings nicht. In ihrem Kampf um die Zugehörigkeit zur Weltspitze hat sie festgestellt: „Mein Kopf braucht auch etwas anderes. Wenn man sich zu sehr rein steigert, dann läuft’s nicht so. Speziell in meinem Fall.“ Bestes Beispiel war die WM 2007 in Rio de Janeiro. Aus in der ersten Runde, nach der Niederlage gegen eine Angolanerin. Baschin hat ihre Lehre daraus gezogen: Zwischendurch einfach mal abschalten. Die knapp bemessene Zeit zu Hause versucht sie deshalb so oft wie möglich den Freunden und der Familie zu widmen. Wobei vor allem die Eltern und die Geschwister wichtig sind. Sie sind Rückhalt und Partner zum Reden. In Kleinaspach hat die erfolgreiche Sportlerin eine Art Heimathafen. In dem Backnangs Vorzeigeathletin auch ankommt – obwohl sie vor lauter Wettkampf- und Reisestress sowie dem Gott sei Dank selten schwierigen Kampf ums Gewicht vielleicht auch mal nicht den richtigen Ton trifft. Deshalb gibt es ein dickes „Dankeschön an meine Familie“, für die es manchmal sicher nicht leicht sei.


Harte Wochen hat allerdings auch Michaela Baschin vor sich, ehe sie in Peking auf der Matte steht. Nächster Höhepunkt wäre die Europameisterschaft im April in Lissabon. Wobei die für die TSG-Judoka allerdings noch fraglich ist: „Ich weiß noch nicht, ob ich kämpfe.“ Nach der erfolgreichen Qualifikation für China überlegt Bundestrainer Norbert Littkopf, seine erfolgreichste Kämpferin im ersten Viertel des Olympiajahres etwas zu schonen. Die Sportlerin selbst sieht es mit gemischten Gefühlen. Einerseits würde sie bei der EM schon gerne starten. Schließlich sei das immer noch etwas Besonderes. Andererseits bedeutet eine Nichtteilnahme, dass sie nicht auch noch für Lissabon eine komplette Vorbereitung mitmachen muss und die Konzentration also ganz und gar dem August und der bedeutendsten Veranstaltung im Sport gilt.


Langeweile kommt bei der Sportstudentin auch ohne EM-Start ohnehin nicht auf. Pflichtveranstaltungen wie internationale Trainingscamps diese Woche in Tschechien, die täglichen Übungseinheiten in Sindelfingen und die Kämpfe mit der Backnanger Bundesligamannschaft sorgen für ausreichend Beschäftigung. Wobei die Frage, ob der Einsatz für die TSG kein zu hohes Verletzungsrisiko mit sich bringt, für Baschin keine Frage ist: Nein. „Eine Verletzung kann mir auch passieren, wenn ich nachher eine Treppe runtergehe.“ Außerdem weiß sie die Unterstützung der Menschen in ihrem Heimatverein um Gerd Lamsfuß zu schätzen. Und deshalb freut sich die Kleinaspacherin, wenn sie mitteilen kann: „Am ersten Kampftag am 26. April bin ich dabei.“ Auch für den zweiten Vergleich des Teams in der ersten Liga gibt es bislang noch keine anderweitigen Verpflichtungen. Vielleicht klappt es ja sogar, dass die Backnanger die erste Olympionikin aus der Murr-Metropole beim Heimkampf der TSG live auf der Matte erleben. Sicher ist das aber noch nicht.Klar ist hingegen, dass Michaela Baschin die wichtigsten Judoduelle ihres Sportlerlebens noch vor sich hat. Im August in Peking. Das geschafft zu haben, ist ihr bislang größter Erfolg. Alles, was sie bei den Olympischen Spielen erreicht, ist „nur noch eine Dreingabe“. Ganz realisiert hat die Weltcupsiegerin von Sofia ihre Teilnahme am bedeutendsten Sportereignis der Welt immer noch nicht.


Wie auch: schließlich hat sich das Leichtgewicht aus dem kleinen Kleinaspach etwas erfüllt, von dem weltweit Millionen Sportler träumen.


FONTE (photo include): Backnanger Kreiszeitung - Baden-Württemberg,Germany
http://www.bkz-online.de/

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